ORIENT-MODE

Faszination Orient: Mode-Erscheinungen in der Alltagswelt
Museum der Brotkultur, Ulm

Die Kunst- und Wunderkammern des 17. und 18. Jahrhunderts waren überfüllt mit exotischen Gegenständen, die auf die Europäer eine besondere Faszination ausübten. Häufig nahm man es jedoch mit der Benennung der Exotica nicht allzu genau und bezeichnete sie allgemein als "chinesisch" oder "indisch". So genannte Chinesereien (Chinoiserien) waren besonders beliebt:

Zunächst wurden die Gegenstände, die aus fernen Ländern stammten, als exotische Dinge an sich bewundert. Doch allmählich ging man dazu über , die fremden Farb- und Formelemente in die eigene, europäische Kunst und Architektur zu integrieren und im Kunsthandwerk zu zitieren.

Parallel zu dem Interesse an Gegenständen des fernen Ostens entwickelte sich eine gewisse Vorliebe für das Osmanische Reich und den Orient. Allerdings differenzierten auch hier die wenigsten Europäer zwischen den einzelnen osmanischen Völkern, so dass man meistens nur von "den Türken" sprach. Hinzu kam, dass Napoleon 1798 Ägypten erobert hatte und von dort Motive und Formen in Europa einführte, die, verbunden mit antiken Elementen, den Stil des Empire-Klassizismus prägten. Dieses Interesse am Exotischen wurde unter dem Überbegriff "Orientalismus" zusammengefasst, der als Stilrichtung der Romantik des 19. Jahrhunderts verstanden werden kann.

Im Gegensatz zu den Exotica der Kunst- und Wunderkammern und den damit einhergehenden Chinoiserien zeichnete sich der Orientalismus dadurch aus, dass er breitere Bevölkerungsschichten erfasste. Nicht nur Fürsten und Adel konnten sich an dem Fremdartigen ergötzen, sondern auch das städtische Bürgertum und die ländliche Bevölkerung.

 
So genannter Türke
Gebäckmodel
Hohenlohe-Schillingsfürst,
um 1830, Holz
Sammlung Museum der Brotkultur, Ulm